Page 8 - Stadtanzeiger09.2016
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8 Nummer 9                                                             Netzschkauer Stadtanzeiger
           Samstag, 24. September 2016

•	 Cash Getränkemarkt, Netzschkau

•	 Apotheke Netzschkau

•	 Galvanotechnische Oberflächen GmbH, Heinsdorfergrund

•	 Gündels Kulturstall

•	 ... und allen privaten Spendern.

Ebenso herzlich bedanken wir uns bei allen Vereinsmitgliedern
und Mitwirkenden, die mit ihrem Einsatz dieses Fest erst ermög-
licht haben.

Zu guter Letzt„DANKE“ an alle Gäste, die durch ihr Kommen unse-
rem Fest einen würdigen Rahmen verliehen haben.

                                                                       Fabrik mit Werkwohnung (links) ca. 1924

Aus der Geschichte

      Die Firma Gebrüder Zimmermann                                    Kammgarnspinnerei ca. 1927
          in Brockau – Dungersgrün
                                                                       Schrittweise ab 1921 bis 1934 arbeitete man in zwei Schichten zur
Die wohl älteste Netzschkauer Unternehmerfamilie Zimmermann            Erfüllung der Aufträge. 1927 wurden bedeutsame Erweiterungs-
siedelte sich 1667 durch den Neumarker Pfarrer Johannes Zim-           bauten der Spinnerei geschaffen, die das Aussehen des Werkes
mermann im Ort an. Dieser war Mündel von Carol Bose und kam            verschönerten. Die Weltwirtschaftskrise führte 1930 durch feh-
auf dessen Empfehlung als Pfarrer nach Netzschkau. Er übte die         lende Rohstoffe (Wolle) zu Schwierigkeiten, was 1935 zu einem
Pfarrstelle hier von 1667 bis 1691 aus.                                Produktionsrückgang auf 70 Prozent führte.

Mit seinem Sohn Christian Friedrich (1688-1760) begann die Un-         1938 entstand das Gefolgschaftshaus (Kulturhaus) mit einem Fres-
ternehmer-Dynastie Zimmermann als Leinen- und Zeugweber. Sie           kogemälde des Brockauer Künstlers und Lehrers Rudolf Rose. Es
hielt bis 1972.                                                        diente für Betriebsfeiern und andereVeranstaltungen. Gleichzeitig
                                                                       erhielt der Garten einen parkähnlichen Charakter und bot der Be-
Der herrschaftliche Stadt- und Landrichter, Stofffabrikant, Bauer      legschaft Ruhe und Aufenthaltsgelegenheiten.
und Gastwirt Leberecht Gottreich Zimmermann (1786-1865) er-
richtete sein Geschäfts- und Wohnhaus 1799, welches heute das          Unmittelbar neben der Firma entstanden Werkswohnungen unter
Alte Pfarrhaus in der Martin-Luther-Straße 2 ist. Er soll in Netzsch-  anderem für Spinnmeister, die später, noch vor 1945, zum Betriebs-
kau 700 bis 800 Handweber beschäftigt haben. Dabei lieferte er         kindergarten und zurWerksküche umfunktioniert wurden. Für her-
das Garn und nahm die Ware ab. Teilweise fungiert er als Unter-        vorragende Leistungen erhielt die Firma Gebrüder Zimmermann
verleger für die Mylauer Firma Christian Gotthelf Brückner, wel-       1939 das Gaudiplom verliehen.
che die Produkte auf der Leipziger Messe und anderen Märkten
verkaufte. Das Jahr 1830 prägte eine besonders große Webernot          Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges ging die Produktion weiter
imVogtland. Deshalb wies die königlich-sächsische Regierung den        zurück. Die Spinnerei wurde Kriegswichtiger Betrieb. 1940 entzog
notleidenden Webern von Netzschkau und Umgebung Arbeit zu.             man dem Betrieb Arbeitskräfte, vor allem jüngere Frauen, für Mu-
Die Verteilung und Arbeitsausgabe oblag L. G. Zimmermann.              nitionsfabriken, sodass die Produktion 1942 nur noch 30 Prozent
                                                                       der Zivilleistung betrug. Es wurden zum Erhalt der Arbeitsplätze
Sein Sohn Moritz Zimmermann (1823-1906) war Mitbegründer der           30-40 % feinmechanische Arbeiten aufgenommen.
ersten mechanischen Weberei im Vogtland (Zimmermann & Co),
die 1856 mit den Geschäftspartnern Wilhelm Uebel und Richard           Im Mai 1945 sollte der Betrieb mit 100 amerikanischen Soldaten
Ludwig entstand. 1865 gründete Moritz Zimmermann eine eigene           belegt werden, was jedoch durch Intervention der Firmenleitung
Fabrik in der Elsterberger Straße 7, die Baumwoll- und Wollgarne       beim damaligen Bürgermeister Emil Stark und dem amerikani-
herstellte. Erst 1871 ging er zur Weberei über. Diese erfuhr nach      schen Kommandanten, Oberleutnant A. Dick Lewis, verhindert
dem Eintritt seiner Söhne Karl, Otto und Max ab 1890 einen raschen     wurde.
Aufstieg. Sie sorgten für eine weitere Betriebsvergrößerung.
                                                                       Martin und Alfred Zimmermann führten den Betrieb nach Kriegs-
Moritz Zimmermann kaufte den Brandplatz eines ehemaligen Sä-           ende unter großen Schwierigkeiten weiter. 1956 musste Alfred
gewerkes in Dungersgrün und errichtete darauf 1910 eine Kamm-          Zimmermann den Antrag auf staatliche Beteiligung seines Betrie-
garnspinnerei unter dem Namen Gebrüder Zimmermann. Der Bau             bes, Gebrüder Zimmermann Kammgarnspinnerei und Zwirnerei
wurde neuzeitlich im Klinkerbaustil ausgeführt. Die Söhne Karl und     Brockau, stellen. Als Betriebsleiter führte er das Unternehmen
Johannes (Weberei) sowie Martin und Alfred Zimmermann (Spin-           weiter. Zu dieser Zeit stellten 181 Beschäftigte pro Jahr 258.356
nerei) führten die Firma weiter.

Im Unternehmen ergaben sich eine Reihe von Höhen und Tiefen.
1911 nahm man in einem Teil des Werkes die Spinnerei in Betrieb.
Ab 1914 arbeitete der Betrieb voll. Bedingt durch den Ersten Welt-
krieg musste die Entwicklung der Spinnerei stark eingeschränkt
und 1917 sogar stillgelegt werden. Durch Umstellung auf ande-
re Tätigkeiten überlebte die Firma, um ab 1919/20 wieder voll zu
produzieren.
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