Page 12 - Stadtanzeiger11.2022
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12.11.2022 | Nummer 11 | Seite 12                                                      Netzschkauer STADTANZEIGER

Historisches                                                               Anzeige(n)

Kachelofen im Schloss Netzschkau

                                   Das wohl wertvollste Stück der In-

                                   neneinrichtung im Netzschkauer

                                   Schloss ist der in seiner Art einzig

                                   dastehende Kachelofen. Dieser

                                   zeigt den hohen Stand handwerkli-

                                   cher Technik des 17. Jahrhunderts.

                                   Er soll ein Hochzeitsgeschenk des

                                   sächsischen Kurfürsten Johann

                                   Georg I. an Carl Bose und seine 1.

                                   Ehefrau Anna Maria von Wambold

                                   sein.

                                   Die Höhe beträgt 4,10 m. Der Guss-

                                   eiserne Feuerkasten zeigt in Relief-

                                   darstellung an beiden Seiten (90 x

                                   128cm) den Kampf Simsons mit

                                   dem Löwen und auf der Stirnseite

                                   (67 x 99 cm) das sächsische Kur-

                                   wappen mit der Jahreszahl 1627.

Kachelofen                         Über dem Kurwappen befinden sich
                                   die Buchstaben V G G J G C H Z S G

C U B. Sie bedeuten: Von Gottes Gnaden Johann Georg Churfürst zu

Sachsen, Gülich, Cleve und Berg. Die Feuerung folgte vom Nebenraum

aus, mit großen Holzscheiten. Die Gussplatten sind wahrscheinlich im

Burghammer an der Saale gegossen. Der pagodenartige Aufsatz stellt ein

Meisterwerk deutscher Töpferkunst dar. Er besteht aus schwarzen Ka-

cheln und enthält neben anderen Verzierungen die Wappen der Familien

Bose und Wambold. Über die Handwerksmeister gibt es keine Kenntnis.

Bereits Ende des 15. Anfang des 16. Jahrhunderts war die Kunst des For-

menschneidens u. der Gießtechnik so weit vorangeschritten, dass die Her-

stellung reliefartiger und bebilderter Ofenplatten möglich war.

Die Gewinnung von flüssigem Eisen zum Gießen von Feuerplatten gelang

im Siegerland in der Mitte des 15. Jahrhunderts (1467/68). In Sachsen und

Thüringen begannen die Eisenhütten um 1525 mit der Produktion von

Feuerplatten.

Falk Naumann

                                                                           Anzeigen im                             C
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Frontplatte des Kachelofens
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