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2 Nummer 12
          Samstag, 19. Dezember 2020

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Weihnachten, das ist das Fest der Liebe, der Heimlichkeiten,     Neuansiedlung und Weiterentwicklung von Gastronomie
der Harmonie und vor allem der Familie.                          mehr als unsicher.
Aber in diesem Jahr wird es ein anderes Weihnachten wer-         Nichtsdestotrotz gibt es bei allem Negativem auch neue Ide-
den. Große Familienfeiern sind untersagt, oder besser es wird    en. So haben wir dieses Jahr das Autokino wieder neu ent-
davon abgeraten. Weihnachtsfeiern in den Schulen, Betrie-        deckt, Gaststätten versuchen sich im Außerhausverkauf, die
ben und Vereinen sind abgesagt. Ebenso finden keine Weih-        Solidargemeinschaft in der Nachbarschaft funktioniert und
nachtsmärkte statt.                                              so mancher regionaler Caravanhändler und Campingplatz-
Ich denke, wir sind allesamt gut beraten, uns den Geist der      betreiber machte den Umsatz seines Lebens. Diese Krise hat
Weihnacht gerade jetzt zu erhalten. Wir haben gespürt, wie       uns außerdem gezeigt, wo wir mit unserer Digitalisierung des
viel Freude selbstgebastelte Kalender, Zeichnungen, Weih-        Landes stehen. Defizite wurde durch Homeschooling und
nachtsdekos und Fotos der Kinder und Enkel bescheren kön-        Homeoffice sichtbar. Eltern kamen schnell an die Grenzen,
nen, wenn man sich eine längere Zeit nicht sehen konnte.         wenn es um die Unterrichtung ihrer Sprösslinge ging, selbst
Manchmal sind es wirklich nur Kleinigkeiten, die unsere Liebs-   der Ersatz des Kindergartens wurde zur Herausforderung.
ten glücklich machen.                                            An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ausdrücklich
Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Ein verrücktes       recht herzlich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben,
Jahr mit vielen Herausforderungen und Veränderungen. Ein         dass wir diese Pandemie bis jetzt so gut überstehen konnten.
kleiner unsichtbarer Virus hat unser gesamtes Leben über         Symbolhaft dafür stehen für mich die Mitarbeiter und Mitarbei-
Nacht auf den Kopf gestellt. Es klingt heute noch so fremd       terinnen im Einzelhandel, in den medizinischen Berufen, in den
und unwirklich, dass ich mir wünsche es sei nur ein schlechter   öffentlichen Verwaltungen, den Kindertageseinrichtungen,
Traum, der schnell vorübergeht.                                  den Schulen, in allen Einrichtungen der Pflege und häuslichen
Wir mussten Einschnitte hinnehmen, Beschränkungen befol-         Betreuung. Mein Dank gilt ebenfalls allen ehrenamtlich Täti-
gen, mit sozialer Distanz umgehen lernen und auf viele lieb-     gen, allen Eltern und jedem Einzelnen der sich aus Rücksicht
gewonnene Dinge verzichten.                                      auf seine Mitmenschen an die bestehenden Regeln in dieser
So manch einer hat einen guten Freund, ein Mitglied seiner       besonderen Zeit hält und nicht alles in Frage stellt.
Familie oder den Nachbarn verloren und konnten dabei nicht       Lassen Sie uns mit Zuversicht und Vertrauen ins neue Jahr ge-
einmal in gebotenem Respekt Abschied nehmen. Ein Gefühl          hen und gemeinsam unsere Stadt und ihre Ortsteile weiter-
von Hilflosigkeit und Ohnmacht kann einen befallen, wenn         entwickeln – es lohnt sich! Was uns das Jahr 2021 bringt und
man sieht, was um einen herum derzeit alles geschieht.           welche Herausforderungen es an uns stellt, wissen wir natür-
Die Älteren in den Pflegeheimen dürfen zu ihrem Schutz keinen    lich nicht. Mit Sicherheit wird uns Corona trotz Impfstoff wei-
Besuch mehr empfangen, unsere Kinder müssen fast den gan-        terhin einschränken und möglicherweise treten auch neue
zen Tag einen Mundschutz tragen, bei allem was wir tun steht     Schwierigkeiten auf. Doch wie sagte einst Johann Wolfgang
immer als erstes die Frage„Entspricht das der aktuellen Corona-  von Goethe: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt
Schutz-Verordnung, gefährde ich meine Nächsten mit meinem        werden, kann man Schönes bauen“.
Handeln und wie lange müssen wir das noch ertragen?“.            Ich wünsche Ihnen allen, auch im Namen des Stadt- und Ge-
All das wirft auch in mir immer wieder Fragen auf, welche        meinderates sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
ich nur teilweise noch schlüssig erklären und nachvollziehen     der Stadtverwaltung, von Herzen erholsame und besinnliche
kann. Vieles bleibt unbeantwortet.                               Weihnachten, einen guten Jahreswechsel und ein friedliches,
Nur über Eins bin ich mir im Klaren, wenn wir nichts getan hät-  erfolgreiches und gesundes neues Jahr.
ten und immer noch nichts tun würden, dann wären die Aus-        Auch im kommenden Jahr 2021 stehen wir Ihnen mit vollem
wirkungen dieser Pandemie noch schlimmer, die Verluste noch      Engagement zur Seite und hoffen auf eine gute Zusammen-
höher und die Entzweiung der Gesellschaft noch größer!           arbeit.
Wir können und werden den Kopf nicht in den Sand stecken
und verzagen. Es wird immer weitergehen, dessen bin ich          Ihr Mike Purfürst
mir sicher. Die Menschheit hat derlei Krisen schon mehrfach      Bürgermeister
überstanden. Auch diese Situation birgt Risiken und Chancen
zugleich.
Ganze Wirtschaftszweige sind vom Untergang bedroht, der
Fortbestand der Kulturszene ist in Frage gestellt und eine
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